Freitag, 26. Juni 2009

HAND 9

Continuation Bets kennen wir wohl alle: oft gemacht, manchmal erfolgreicher als andere Male. Genauso oft waren wir auf der anderen Seite: wir waren uns ziemlich sicher, dass wir mit einem CB konfrontiert sind, hatten aber selbst nichts entgegenzusetzen.

Die Frage die sich uns natürlich immer wieder stellt ist, wie wahrscheinlich ist es dass er bei einem Bet im Flop, diesen auch getroffen hat und macht ein Reraise Bluff oder ein Float Sinn.

Kochrezept zur Berechnung:
Dazu nehme man die Textur des Flopes, den Aggressionsfaktor des Gegenspielers und Kombiniere das mit Bayes.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Flop getroffen wurde sagt uns vor allem die Textur des Flops in Kombination mit dem Vermuteten Handrange (Preflop-Spiel). Dies habe ich bereits in Hand 5 beschrieben.

Die zweite Zutat ist der Flop – Aggressionsfaktor (AF). Dieses kann man z.B. mittels Pokertracker, wie ich es mache oder anderen Programmen ablesen. Der Flop-AF ist definiert durch:

AF = (Anzahl der Bets und Raises) / (Anzahl der Calls)

Durch diesen Wert kann man ablesen, wie oft dieser Gegener im Flop aggressiv ist, ohne etwas zu haben. Wir können davon ausgehen, dass im Schnitt der Flop zu 35% getroffen wird.
Wenn wir davon ausgehen, dass er im Falle eines Treffers immer aggressiv ist und die Restlichen Bluffs können wir aufgrund des AF die Bluff-Rate ausrechnen. Zusätzlich ist von Vorteil dass sich diese Rate nicht sehr ändert, ob wir nun mit einer Durchschnittlichen Trefferquote von 30%, 35% oder 40% rechnen.


Graph 1: Der Agressionfaktor (AF) im Flop, abhängig von der Bluff-Rate

So nun nehmen wir z.B. an im Flop liegt AK3; wir haben QT. Aufgrund des Preflopspiels nehmen wir an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Gegner ein A oder ein K in der Hand hat bei 55% und sein AF ist 3, dh. Seine Bluff-Rate ist 60%.


Graph 2: Wahrscheinlichkeit dass ein Gegner den Flop bei AK3 getroffen hat, abhängig vom gespielten Handrange.

Zusammengefasst:
Wahrscheinlichkeit Flop getroffen: 50%
Bluff-Rate im Flop aufgrund AF: 60%

Dies müssen wir nun Kombinieren, und das machen wir nach dem Rezept eines Mönches aus dem Mittelalter: Bayes. Wen dies mehr interessiert, der kann auf Wikipedia nachschlagen.
Jedenfalls, wenn wir das jetzt kombinieren, dann bekommen wir raus, dass es zu 70% ein Bluff ist. Und dies lässt bei 4 Outs durchaus mal über einen Reraise oder Float nachdenken.

Graph3 zeigt 2 Szenarien: der Flop wurde zu 20% getroffen (weniger als Durchschnitt) und 50% (über Durchschnitt). Aufgrund des Aggressionsfaktors kann man nachsehen wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen Bluff ist.




Im Falle von Phil Ivey von Hand 9 kann man den ganzen Handrange durchzählen und wir kommen über eine weiten Bereich auf einen Floptrefferwahrscheinlichkeit von ca. 28%, wenn der Flop Q42 ist.




Damit können wir jetzt aufgrund vom AF den wir Phil Ivey geben, den die Wahrscheinlichkeit für den Bluff ablesen:



D.h. Wenn wir Phil im Allgemeinen eine Bluffrate im Flop von 40% geben, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Bluff in dieser Situation 50%.

Zusammenfassung:

Es ist gefährlich, nur aufgrund der Textur des Flops oder nur aufgrund der Aggressivität sich für einen Reraise Bluff oder Float zu entscheiden. Wir sollten es verstehen diese zwei Kennzahlen abzuschätzen und diese in der richtigen Art und Weise zu kombinieren.

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